Montag, 24. November 2014

Höllenpredigt

Das Evangelium von gestern war gut geeignet, um auch einem frommen Menschen Angst vor der Hölle zu machen. Im Matthäusevangelium (Kapitel 25) steht die Rede Jesu vom Weltgericht: "Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden und er wird sie voneinander scheiden." Die auf der rechten Seite sind die Gesegneten, die auf der linken die Verfluchten. 
Die Bilder sind recht drastisch und haben viele Maler und Bildhauer inspiriert, die Freuden der Seligen und die Qualen der Verdammten im Detail auszumalen. Wir neigen heute leicht dazu, die Hölle wegzudiskutieren oder diese Texte weichzuspülen. Das möchte ich nicht. Ich will Jesus ernst nehmen in seiner Rede vom Weltgericht. Deshalb finde ich diesen Text auch nur schwer erträglich. 
Einen Zugang habe ich aber gefunden, als ich gestern in der Predigt hörte: es geht Jesus doch gar nicht um das Ausmalen der Höllenstrafen. (Das tut er auch nicht, mit keinem Wort!) Ja, es wird ein Jüngstes Gericht geben. Aber das Wichtige ist doch, was wir vorher tun, davon handelt dieser Text eigentlich! 
Also: worum geht es?
Darstellung des Jüngsten Gerichts im Kloster Voronet
Foto: Lothar Henke@pixelio.de
Die Gerechten werden selig gepriesen, denn "ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen, ... ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen."
Das verstehen die Gerechten nicht. Ihre Antwort lautet: "Wann haben wir das getan?" Sie haben ohne Berechnung gut gehandelt. Sie haben nicht an Gott gedacht und erst recht nicht an das Weltgericht, als sie liebevoll und barmherzig zu ihren Mitmenschen waren. Sie waren es einfach. Das ist der eine Teil der Botschaft: wir werden nicht gefragt werden, was wir für Gott getan haben. Wir werden gefragt werden, was wir für die Menschen getan haben. Umgekehrt könnte man auch sagen: Wer gut an den Menschen handelt, handelt im Sinne Gottes, auch wenn er Gott gar nicht gefallen will.
Die Antwort des Menschensohns, des Königs, des Richters ist der andere Teil der Botschaft: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan." Was heißt das? In jedem Armen, in jedem Notleidenden können wir Christus begegnen. Ist das nicht ein Ausdruck der unglaublich großen Nähe Gottes? Er ist Mensch geworden und er lässt sich finden - wenn wir ihn nur suchen.
Ist das jetzt bedrohlich? Ja, es werden "ewige Strafen" denen angedroht, denen das Leid ihrer Mitmenschen egal war. Aber statt lange darüber nachzugrübeln, wie die wohl aussehen sollen - lasst uns doch einfach das Gute tun!

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